Meditation und Gebet: spirituelle Praktiken als Weg der Trasformation

DSC00457Durch die Hektik unserer Zeit gibt es das Bedürfnis sich einen innerlichen friedlichen Raum zu zugestehen  um sich durch ein tiefes Zuhören von sich selbst in Einklang zu bringen. Was wünscht sich wirklich mein Herz? Wonach strebt es? Bin ich wirklich glücklich oder bin ich von einer tiefen Angst, von Unzufriedenheit, Traurigkeit, Pessimismus erfasst? Was möchte ich wirklich für mein Leben? Warum spüren immer mehr Menschen die Notwendigkeit einen innerlichen Weg zu gehen, obwohl unsere Gesellschaft uns gelehrt hat diese Fragen als nutzlos zu betrachten? Was passiert, wenn ich mich von mir trenne, wenn ich meine Gefühle unterdrücke oder nicht anerkenne, wenn meine Angst meine Energie einfriert? Welche Auswirkungen hat so eine Einstellung auf die Welt?

Wenn ich mir, meinem Selbst fremd bin, wenn ich Angst habe, wenn ich von meinen negativen Gedanken beherrscht werde, wird auch mein Wirken schwach sein und mein Handeln wird von einem gewissen „Automatismus“ oder einer „Apathie“ konditioniert sein. Für das System ist es ziemlich einfach apathische und ausgeschöpfte Menschen zu beeinflussen und zu kontrollieren. Deswegen ist es notwendig die Beziehung mit sich selbst wieder ins Zentrum zu stellen, aber nicht in einem narzisstischen Sinn, sondern in einem relationalen Sinn.

Spirituelle Praktiken können dem Individuum helfen eine gesunde und ausgeglichene Beziehung mit sich selbst aufzubauen. Wobei man spirituelle Praktiken, die oft „fremd“ klingen oder als „Pflicht“ aufgefasst werden, nicht als eine Abfolge von Gesten und Ritualen verstehen darf, sondern als Mittel einer Suche, das vor allem auf das Individuum und auf seine Identität orientiert ist. Die spirituellen Praktiken bestehen vor allem aus Ruhe und Zuhören. Diese beiden Methoden schaffen einen innerlichen Raum, in dem endlich Gedanken und Gefühle eine Ordnung finden können, wo man sich endlich von Gedanken und Gefühlen, die ungesund und nutzlos für unser Leben sind, befreien kann. Dieser Ort, der konkret Tag für Tag durch die Praktika aufgebaut werden kann, ist der Ort des Friedens. Frieden als Befreiung von Schmerzen und Leiden, die endlich aufgelöst werden können.

Wenn ich zum Beispiel denke, dass ich ein Verlierer bin, dass ich etwas nicht schaffe, dass ich in Allem scheitere – Dieses Unbehagen kann sicherlich aus einem psychologischen Gesichtspunkt betrachtet und behandelt werden. Ich kann aber auch lernen durch spirituelle Praktiken, wie zum Beispiel durch die Meditation, diese Gedanken auszuschalten und sie einfach loszulassen. Ich lasse mich von diesen Gedanken und Emotionen nicht mehr beeinflussen. Das führt erstens zu einer gesunden Beziehung mit sich selbst und zweitens mit anderen Menschen. Der Maßstab, mit dem ich mich bewerte, ist auch der Maßstab, mit dem ich die anderen bewerte. Wenn ich mich ständig negativ beurteile, werde ich auch die anderen mit denselben Kriterien beurteilen: entweder sind sie zu groß oder zu klein, aber ich werde niemals sehen, wie sie wirklich sind. Eine gesunde Beziehung mit sich selbst, hilft daher die Beziehung mit anderen auszugleichen.

Das Gebet, das spontan durch die Meditation entstehen kann, ist in diesem Sinn eine Praktika, die mich ständig erneuert. Wenn ich darauf verzichte mich durch meine Bewertungen definieren zu lassen und wenn ich lerne mich von meinen Gedanken und Gefühlen abzugrenzen, kann ich mich selbst neu erfahren und zwar als etwas das potentiell unendlich ist, wie ein Fluss, der ständig fließt und der immer neu ist. Das Gebet ist in diesem Sinn eine Dimension, die mir unbekannt ist, aber durch die ich Erfahrungen einer permanenten Verwandlung spüre. Das Gebet ist unter diesem Aspekt ein Weg der Transformation, der Kreativität und der Befreiung. Eine Therapie der Seele, die mit Moralgesetzen und Pflichten wenig zu tun hat. Es gibt nämlich eine enge Verbindung zwischen Ruhe und Zuhören, die durch die Meditation gefördert wird, und dem Gebet, das als spontane Öffnung des Herzens wirkt.