WAS SAGT IHR, WER BIN ICH… UND WER BIST DU?

Es scheint mir immer deutlicher, dass mein Vorankommen durch Explosionen geschieht.

Es fühlt sich so an, als müsste ich ständig die Festigkeit des Bodens, auf dem ich mich bewege, prüfen. Was ist die Basis und welche sind die Grundlagen? Und können sie diese Erschütterungen ertragen? Und trotzdem wird mir durch diese immer ein bisschen mehr bewusst, welche Richtung ich einschlagen soll.

Woher weiß ich, ob ich in eine Richtung gehe, welche nicht die meine ist oder ob das Nicht-Gehen ein Verzicht ist. Muss jemand nur Dinge machen, die wirklich gut zu ihm oder ihr passen oder gibt es immer ein bisschen Mühe und Anstrengung in der Richtung der Veränderung? Wie können meine Stärken aufblühen ohne die Mühe, das Feld zu pflügen? Aber wenn ich mich zu müde fühle, scheint es mir, dass ich das Feld nur zu diesem Zweck pflege und nicht zum Zweck der Pflanzung und der Früchte. Ich verliere das Ziel, den Sinn und den Weg. Vielleicht ist es mir nicht klar, was ich werden möchte. Ist das, was ich werden möchte, einfach ein Bild oder ein (authentischer) Teil von mir, der nach außen drängt?

Wenn ich in mich hinein horche und die Frage höre: “Wer bin ich eigentlich?“, dann fühle ich  unverzüglich eine andere aufzutauchen: „ Was sagt ihr, wer ich bin?“. Diese zweite Frage folgt sofort, als ob sie mit der ersten untrennbar verbunden wäre. So ertönt diese Frage als Bestandteil meines Lebenssinns. Und vielleicht spüre ich zum ersten Mal intuitiv die Bedeutung dieser Frage. In der Meditation dieser Frage befindet sich vielleicht die Antwort? Wer bin ich für dich…und wer bist du?

In der Beziehung mit diesem Anderen in mir, den ich nicht kenne, definiere ich mich selbst. Ich lasse die Umrisse meiner Gestalt zum Vorschein kommen. In der Beziehung mit diesem Anderen, der diese offene Frage hinterlassen hat. Dieses „Was sagt ihr, wer bin ich“ ertönt provozierend als „Und wer bist du?“.

Ich weiß weder wer ich bin, noch was ich werden möchte. Ich fühle aber, dass die Entscheidung, was ich sein will, nicht von Außen durchgesetzt werden kann. Ich erzeuge das, was sich sein will nicht durch eine Willensanstrengung. Ich nehme mich hingegen als Erschaffen wahr  und setze dieses Erschaffen und diese immer wiederkehrende Erneuerung in einen größeren Rahmen, der ein Ereignis ist. Dieses Ereignis ist das Sein. Das ewige Sein ist meine Lebensquelle, die mich in jedem Augenblick erneuert und das mich auch aus diesem Grund immer antreibt, zu zweifeln und mich immer wieder zu hinterfragen. In der Beziehung mit dem Sein, lebe ich, nehme ich meine Gestalt an und werde. Und die Frage „Was sagt ihr, Wer bin ich“ findet eine erste, wenn auch nicht definitive, Antwort.

In dieser Stille erfüllt von Anwesenheit spüre ich, dass diese die Momente sind, in denen ich mich wirklich lebendig fühle. Diese “Stille voller Anwesenheit” gibt mir Kraft zurück. Sie reißt den Horizont auf, erweitert den Blick. Endlich atme ich, lebe.

Ich habe keine definitive Antwort gefunden, aber ich habe verstanden, dass ich in diese Richtung arbeiten muss, in der Richtung der gegenseitigen Beziehung der zwei wesentlichen Fragen. Wer ich bin, ist tief mit der Meditation über die Bedeutung von Christus verbunden. Christus treibt durch seine Frage den Menschen an, sich über die Bedeutung seiner eigenen Existenz zu befragen und über ihre Verbindung mit der Quelle. „Was sagt ihr, wer bin ich?“. Das ist sicher ein Mysterium, weil ich keine Antwort finde. Aber das ist auch ein Mysterium, das mich vorantreibt, weil es mich provoziert. Und je mehr ich suche, desto mehr lasse ich mich hineinversenken. Je mehr ich mich hineinversenken lasse, desto mehr fühle ich mich tief genährt und bereichert. Und von hier an spüre ich die innere Verbindung zwischen mir und diesem Mysterium, das mich wachruft und aufweckt. Von hier an, spüre ich die Verbindung zwischen Christus-Sein und Lebensquelle und Erneuerung.