Vergeben (von Anselm Grün)

 

In der Vergebung befreie mich selbst von der negativen Energie, die durch die Verletzung noch in mir ist. Wenn ich dem andern nicht vergebe, dann bin ich noch an ihn gebunden, dann hat er noch Macht über mich. Vergebung ist die Befreiung von der Macht des andern. Ich gebe die Verletzung weg, ich überlasse sie ihm. Ich befreie mich davon. Ich löse die Fesseln, die mich immer um die Verletzung kreisen lassen. Vergebung gehört zur Seelenhygiene. Und die ist immer möglich, auch wenn sie oft erst nach einem langen und schmerzlichen Prozess gelingt.

Vergebung ist nichts Passives, sondern ein aktiver Akt, in dem ich mich befreie von der negativen Energie, die durch den andern noch in mir wirkt. Die Vergebung tut mir selbst gut. Wenn ich dem, der mich verletzt hat, nicht vergeben kann, dann bin ich noch an ihn gebunden. Dann bestimmt der andere noch meine Stimmung. In der Vergebung befreie ich mich von der Macht des anderen. Ich bin wieder bei mir selbst. Und da ich mir auch selbst vergeben habe, bin ich im Einklang mit mir selbst.

Lass Dich nicht lähmen durch deine Fehler und Schwächen. Schau sie an, verdränge sie nicht, akzeptiere, dass du fehlbar bist und arbeite an deinen Schwächen. Aber verbeiße dich nicht in sie. Lass sie los.  Sei barmherzig mit dir selber.