Emotionale Reifheit

Wenn wir von unseren Emotionen bestimmt werden, von dem Wunsch nach Anerkennung, Bestätigung durch andere Personen. Dem Bedürfnis nach permanenter Gesellschaft. Präsenz und Anerkennung in sozialen Netzwerken. Impulsen durch Musik, Filme, Internet.
Stille wird unerträglich. Wir hören unsere eigene Stimme nicht mehr. Wir ertränken uns in Gesellschaft, Ausgehen, Fernsehen.
Dann sollten wir uns fragen, was dem zugrunde liegt.


Emotionale Reifheit ist ein Begriff, mit dem wir uns an dieser Stelle auseinandersetzen sollten.
Kann ich alleine sein? Kann ich alleine in Stille sein? Kann ich mich selbst stehen lassen? Kann ich andere stehen lassen? Kann ich fest stehen, auch wenn ich genau weiß, mein Gegenüber ist anderer Meinung? Oder passe ich mich stets an, lenke stets ein, um angenommen zu sein, Bestätigung zu bekommen?
Will ich meinem Gegenüber stets gefallen?
Kann ich Situationen ziehen lassen, die emotional anstrengend oder unbefriedigend für mich waren? Mein Gegenüber reagiert nicht so, wie ich es mir wünsche, verhält sich nicht so, wie ich es mir vorstelle, lässt mir nicht dir mir zustehende Aufmerksamkeit zukommen. Aber wer sagt, dass mir Aufmerksamkeit zusteht? Wer sagt, dass es darauf ein Recht gibt? Also wie denke ich dann über jene Person, die mich „emotional hat stehen lassen“. Dass diese Wahrnehmung absolut subjektiv ist, liegt auf der Hand. Was der eine als Stehen-gelassen-werden empfindet, nimmt ein anderer gar nicht wahr.
Wir müssen uns rausnehmen aus dieser Situation. Abstand gewinnen, Weitblick, Objektivität.
Die andere Person innerlich hochhalten, Positives hervorheben, das Geschenk, das diese Person auf der Erde darstellt, wertschätzen. Auf diese Weise gewinnen wir eine neue Sicht auf die Dinge. Davon hängt alles ab. Von unserer Sichtweise auf die Dinge.
Wenn wir uns vereinnahmen lassen von Groll, Bitterkeit, unbefriedigten Gefühlen sind es letztlich wir selbst, die leiden. Und es bringt uns nicht voran.
Emotionale Reifheit bedeutet, sich selbst herausnehmen zu können und unabhängig von persönlichen Bedürfnissen und Wünschen und Emotionen zu interagieren und dastehen zu können. Distanz von anderen gewinnen, doch sie gleichzeitig zu schätzen, für das was sie sind. Und nicht das, was sie für uns sein könnten oder sollen.