Eine sehr gefährliche aber schöne Zeit

 

 

Es ist nun offensichtlich, dass die Menschheit sich gerade ändert und dass uns diese Änderung atemberaubend schnell vorkommt. Der Zusammenbruch der Institutionen, die damals als Gewissheit bestanden, stellen schon einen Beweis dafür dar. Es ist eine Zeit, die wir nicht mit Leichtigkeit zu interpretieren schaffen. Man fühlt sich oft desorientiert, und oft reichen die interpretativen Kategorien, über die wir heutzutage verfügen, nicht mehr aus. Man spricht nämlich in verschiedenen Bereichen von „anthropologischem Übergang“. Aber man versteht nicht wirklich genau, worum es geht. Der Sturz der traditionellen menschlichen Beziehungsformen auf jedem Niveau lässt uns erblicken, dass ein neuer Horizont sich gerade öffnet.

 

Das kann viele erschrecken und das Zurückkommen von Fondamentalismen im Westen sowie im Osten ist ein Zeichnen der Angst vor etwas Unbekanntem. Tatsächlich ist das eine sehr gefährliche Zeit und die Werteleere in der wir gerade leben, kann ein Vakuum für eigennützige Gedankenformen hinterlassen, die potentiell die ganze Menschheit gefährden können. Wenn die alten Werte teilweise fallen und daher keine regulative Funktion mehr haben, werden sie durch andere Werten ersetzt, die neue Beziehungen zwischen Menschen festsetzen. Heute haben der Markt und seine Werke nicht mehr einfach eine dienende Funktion in dem Leben der Menschen, sondern sie spielen sogar immer mehr eine ethische Rolle. Heute ist alles, was gekauft werden kann, nicht nur möglich sondern auch richtig. Und das bildet langsam immer mehr das Bewusstsein der Menschen. Alles was man kaufen kann ist, ist auch ein Recht. Aber heute ist auch der Schoß einer Frau kaufbar und man spricht dann über „das Recht zum Kind“.

Doch der Sturz der alten Werte und der Institutionen, die es nicht schaffen, mit diesem Wandel Schritt zu halten, ist nicht nur negativ, sondern eine große Gelegenheit diese Werte mit der Freiheit, die wir in der Zeit erobert haben, wiederzudenken und zu erleben. Ich bin nicht mehr gezwungen jemanden zu heiraten, aber mit der Freiheit, die ich heute habe, kann ich sehr tiefgehend darüber nachdenken was heute wirklich „Beziehung“ bedeutet. Ich kann daher eine tiefere Beziehungsfähigkeit entwickeln , die mir helfen kann ein authentisches Verhältnis aufzubauen. Sowie ich heute glücklicherweise  nicht mehr gezwungen bin, Christin zu sein, nur weil ich im Abendland geboren bin, aber dank dieser Freiheit, die ich heute genieße, kann ich auf eine tiefere und schönere Weise wiederentdecken was Christentum bedeutet und ich kann die Geschichte meiner Kultur wiederlesen und interpretieren ohne sie einfach abzulehnen oder zu vergessen. Ich kann heute die Verbindung mit meinem Heimatland auf eine neue Weise fühlen ohne Krieg mit anderen Ländern zu führen um meine Überlegenheit zu bekräftigen. Ich kann somit die Schönheit, Italiener oder Deutscher oder Franzose zu sein, eher in freundlichen Beziehungen mit der anderen Kultur wiederentdecken.

Heute hat die Menschheit die Möglichkeit ihre Werte auf neue Weise wieder zu interpretieren. Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir wirklich unsere Geschichte erneut ausarbeiten können: d.h. die Schatten zu verstehen und zu überwinden und auf kreative Weise ihre Höhepunkte wieder zu integrieren .

Aber wir müssen ernsthaft aufpassen, dass diese große Gelegenheit, die wir haben, diese Freiheit unsere Werte wiederzuentdecken und zu interpretieren, keine falsche Freiheit wird und zwar die Freiheit alles was ich möchte zu haben, einfach weil ich es mir leisten kann, und zu diesem Zweck die anderen zu zertreten.

Aus diesem Grund kann diese Zeit auf unendliche Weise total gefährlich aber total kreativ sein. Wir sind auf Messers Schneide und können in jedem Moment entscheiden nach welchem Horizont wir gehen möchten.