Alle wollen wir glücklich sein

Alle wollen wir glücklich sein

Doch tun das Gegenteil von dem, was uns glücklich macht
Wir wollen bzw. vielmehr erwarten wir das Glück, wir fordern es sogar ein vom Staat oder vom Grundgesetz, und wir suchen es auf jedem vorstellbaren und denkbaren Wege, so wie es vorher noch nie gegeben hat.

Doch wir tendieren dahin, dass wir das Glück durch eine krampfhafte Befriedigung unserer Bedürfnisse verfolgen. Bedürfnisse, die immer komplizierter und oft nichtig sind, wenn nicht sogar schädlich und die uns letztlich das Leben ruinieren.

Auch in dieser Hinsicht präsentiert sich unsere heutige Zeit als extrem und paradox, wie in einer Zeit, in der die besten und die schlechtesten Dinge nebeneinanderher auf gleichem Terrain existieren und wachsen.

Dies ist eine sehr apokalyptische Darstellung unserer Zeit, die der französische Anthropologe René Girard mit großer Klarheit skizziert: „Auch wenn man sich die Welt nur grob anschaut, zeigt sich, dass alles was man gegen die Welt sagen kann, wahr ist: Sie ist die Schlimmste von allen. (…) Doch gleichzeitig sind auch die diametral entgegengesetzten Behauptungen wahr: Unsere Welt ist gleichzeitig die Beste“. (R. Girard Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz: Eine kritische Apologie des Christentums)

In der Tat wird der Mensch heutzutage geplagt von einem unglaublich starken Wunsch, glücklich zu sein, was an sich sicherlich etwas Gutes ist. Doch sein Wunsch zerstückelt sich sofort in tausende kleine Bäche kleiner unbedeutender Freuden, wie Nietzsches Zarathustra sagte, als er genau über die „letzten Menschen“ sprach. Und dies ist ein gravierendes Übel.

Eine Haltung, die uns zerstört und uns längst mit Riesenschritten in Richtung eines finalen Zustandes führt, sei es auf psychologischem Niveau oder auf historisch-kulturellem Niveau.

Wir müssen also noch viel gezielter diesen unseren paradoxen Zustand verstehen, um unserem Wunsch nach vollkommenem Glück eine evolutionäre Richtung geben zu können. Wir müssen also diesen so starken Wunsch in eine Richtung lenken, in der er endlich gestillt werden kann. Doch diese Neuausrichtung dieses Wunsches ist in Wirklichkeit eine wahre Kulturrevolution, die in einem andauernden Prozess der Reinigung und Therapierung des Geistes wurzelt.

Marco Guzzi