Tiefgründig zu denken ist ein Akt der Nächstenliebe

 

Es scheint mir immer offensichtlicher,
dass die authentischste Form des Denkens
die Liebe ist.
Tiefgründig zu denken ist ein Akt der Nächstenliebe,
und denkend zu sprechen ist Zeichen von höchster Nächstenliebe:
die des Wortes.
Wer die Taten bevorzugt,
weiß nicht, dass die Taten aus Worten bestehen.
Er erkennt nicht, dass der Mensch nach dem Mysterium hungert,
nach der Bedeutung, die aus einer Tat ein Ereignis zu Lieben macht.
Aus diesem Grund sagte Augustinus:
„Factum audivimus, mysterium inquiramus“:
Die Tatsache haben wir gehört, doch nun wollen wir das Mysterium erforschen.
Warum erforscht quasi niemand das Mysterium dieser Pandemie?
Warum kann es quasi keiner „denken“?


Vielleicht, weil mittlerweile fast keiner mehr auf liebende Weise denken kann?
Vielleicht weil der einzig zugelassene Gedanke
der ist, der aus unserem zerrütteten, zerbrochenen, ausgeschöpften
Geist aufblüht – und somit also letztendlich aus der Wunde unseres Hasses?
Also denken wir gerade auch diese Pandemie losgelöst von uns selbst,
abgetrennt von dem Ereignis, was sich vollzieht?
Werden wir versuchen zu denken,
indem wir uns an unser Herz erinnern?
Werden Frauen und Männer emporsteigen,
die fähig sind, die Welt neu zu denken,
auf liebende Weise?

Marco Guzzi