Klarheit in uns bringen

Diese Phase hat uns unsere extreme Zerbrechlichkeit vor Augen geführt.
Wie nie zuvor wurden in dieser Zeit viele Menschen von tiefen Ängsten, von Furcht und Sorgen um ihre Zukunft gepackt. Generell entsteht diese existentielle Angst aus einer tiefen Furcht heraus. Sicherlich löst diese Situation viele Ängste ganz automatisch aus. Aber generell – wenn auch oft nicht gehört und fast nie erkannt – liegt diese existentielle Angst in der Tiefe unserer Seele. Im Laufe des Lebens versuchen wir sie zu verschleiern, sie mit nur scheinbaren Sicherheiten auszugleichen. Aber ein völlig unerwartetes Ereignis – wie das aktuelle – zeigt uns unsere innere Zerbrechlichkeit und die falschen Gewissheiten, an die wir uns klammern.

Ich dachte auch, dass es zwei unterschiedliche Ebenen gibt, die wir meistens nie in Verbindung bringen. Auf der einen Seite liegt in uns eine Wunde. Diese Wunde ist eine Trennung von uns selbst und vom Leben. Es ist ein gefallener Zustand, und zwar eine Entfernung von uns selbst und von der Liebe. Und das macht uns Angst. Wir bauen unser Leben auf diese unerkannte Wunde auf. Wir sind von der Liebe, vom Fluss des Lebens, vom Geist getrennt. Und diese Trennung lässt uns unglaublich verzweifelt fühlen. Leider findet sich diese Wunde in jedem von uns wieder, da wir auf dieser Ebene der Realität niemals diese bedingungslose Liebe erhalten, nach der sich unser Sein so sehr sehnt, seitdem es auf der Welt ist.

Wenn wir sagen, dass Nichts Sinn ergibt und uns alles nutzlos erscheint, dann befinden wir uns genau in dieser „Verzweiflungszone“, die wir oft selbst nicht benennen können, da sie die intimsten Teile unserer Existenz berührt, dort wo alles „nackt“ und radikal ist.

Auf der anderen Seite gibt es die Ebene der Gedanken, oft unbewusst, die eben genau aus dieser Wunde sprudeln. Gedanken wie zum Beispiel „Ich bin nichts wert“, „Niemand liebt mich“, „Ich bin für nichts zu gebrauchen“ usw. begleiten uns – oft in latenter Form – seit unserer jüngsten Kindheit. Dieser Gedanke wiederum verursacht Emotionen wie ungerechtfertigte Wut oder Aggressivität oder grundlose Traurigkeit. Oft fühlen wir uns permanent verärgert und frustriert oder täglich traurig, ohne den Grund zu kennen. Als wäre es eine emotive Tonfarbe, die konstant unser Leben begleitet.
Oder aber wir bestimmen sehr genau den Grund und denken, dass die Ursache für unsere Wut oder unser Unglücklichsein ist. Doch selbst wenn wir das Problem beseitigen, finden wir sofort ein anderes, und so weiter… ewig verärgert oder traurig, ohne die Wurzel in uns anzuerkennen.
Diese negativen Emotionen wie Ärger, Frustration oder Traurigkeit tragen einen konkreten Gedanken in sich, dem wir Glauben geschenkt haben, an den wir geglaubt haben. Doch sehr oft ist uns diese Verbindung: URSPRÜNGLICHE WUNDE ⟼ ZERSTÖRERISCHER GEDANKE, AN DEN WIR GEGLAUBT HABEN ⟼ZERSTÖRERISCHE EMOTION nicht klar. Wir erleben alles auf chaotisch Weise, ohne die verschiedenen Ebenen unterscheiden zu können. Wir fühlen uns verwirrt, ein Spielball der Gefühle. Sicherlich ist es nicht einfach, sich von all dieser Negativität zu befreien, die in uns liegt. Das erfordert viel Ausdauer. Aber wenn man Licht und Klarheit in die innere Unordnung bringt, kann es uns dabei helfen, den Knoten zu lösen. Ein erster Schritt zur Heilung besteht darin, Verständnis und Klarheit zu entwickeln.

Maila