Be your Self

Auch dieses Mal möchte ich ein paar Gedanken mit Euch teilen, die aus der Lektüre einiger wunderschöner Bücher heraus entstanden sind. Lange Zeit in meinem Leben, bevor ich ernsthaft und konkret einen Weg der Spiritualität eingeschlagen habe, suchte ich in Büchern alle Antworten, auf deren Suche meine unruhige Seele war und fand in ihnen wertvolle Anhaltspunkte. Ich habe diverse Texte wieder aufgeschlagen und die Abschnitte, die ich unterstrichen hatte, stellen Themen dar, die immer noch aktuell sind, denn die authentische Suche ist nie endgültig:

„Schöner Schlamassel, wenn man sich nur lebendig fühlt, wenn die anderen einem aufgrund von etwas, was man gar nicht ist, Bestätigung geben.“ (Marco Guzzi: Il cuore a nudo).

Hm, aber wer bin ich wirklich? Bin ich das Bild, was ich von mir rüberbringen will oder dieses unruhige und abgrundtiefe Magma, durch welches ich ein Mysterium erahnen kann, was ich aber nicht komplett erfassen kann? Es liegt im menschlichen Wesen, so zu sein. Wir alle sind zum großen Teil Unbekannte für uns selbst. Doch wie kann ich mich dann selbst kennenlernen, mich begreifen? Wie unterscheide ich die Bereiche, die im Konflikt liegen, was ist authentisch und was nicht? Die Angst, verurteilt zu werden und nicht akzeptiert zu werden bringt uns dahin, irgendwelche Bilder von uns aufrechtzuerhalten, die wir dann permanent im Spiegel der anderen bestätigt haben wollen. Manchmal fühlen wir uns auch deswegen innerlich so müde und erschöpft. Dieser Krampf fordert seinen Tribut. Die entgegengesetzte Tendenz ist dann die, sich zu verschließen und der Illusion hinzugeben, dass es einen Raum gibt, in dem wir unantastbar sind. Doch auch das ist nicht der richtige Weg. Der einzige Weg ist der, die Geduld und Nachsicht zu haben, sich selbst aufblühen zu lassen, mit dem Bewusstsein, dass es ein extrem langsamer Prozess ist, der ein ganzes Leben lang dauert. Doch im Grunde frage ich mich, wofür es sich lohnt, zu leben, wenn nicht für etwas von grundlegender Bedeutung?

Wie kann man also das richtige Unterscheidungsvermögen erlangen und einsetzen?

„Mit anderen Worten ausgedrückt, muss unsere Seele nicht nur permanent die obsessiven Monologe unseres gewöhnlichen Ichs – unser hartnäckiger Wille, alles kontrollieren zu wollen und die Wirklichkeit sofort abzurastern – zum Schweigen bringen, sondern muss letztlich durch die gröberen Maschen unseres mentalen Netzes den Atem des Ozeans filtern lassen, diesen Geist, der alles antreibt, mit dem man in Dialog treten kann, damit letztlich genau durch diesen Dialog die Seele lernt, die Stimmen, die in ihr hochkommen, zu erkennen und das, was sie innerlich antreibt, zu identifizieren.“ (Marco Guzzi: Canti dell’anima per l’uomo nascente).

Stille und In-Sich-Hineinhören also. Und in der Stille dieses Wort empfangen, welches uns Schritt für Schritt, Tag um Tag den Weg unserer Verwirklichung zeigen wird. Immer mehr ganz wir selbst werden, das Licht, das wir sind, strahlen lassen… das ist wahre Freude.

Maila