Die Einfacheit, die beruhigt

Je mehr ich lerne, mich selbst zu beobachten, umso stärker bemerke ich das Chaos und die Unordnung in meinem Kopf. Ich merke dann, dass dieser mentale Zustand einem Zustand andauernder Angst und Unruhe entspricht. Nur selten fühle ich mich entspannt. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht wirklich angenehm ist, in einem extrem unordentlichen Haus zu wohnen, in dem immer alles kopfsteht. Genau so ist es für den menschlichen Geist.

Und dieser Zustand der Unordnung und Unruhe erschöpft mich oft sehr. Tatsächlich verbrauchen wir einen Großteil unserer Energien durch die Anspannung, in der wir uns ständig befinden. Wie ein Körper, der ständig einer Kraftanstrengung unterliegt. Wenn ich mir dieses Zustandes bewusst werde, dann habe ich das Bedürfnis, mich mit der Konkretheit der Dinge in Verbindung zu setzen. Oft bringen uns die Gedanken weg von der Einfachheit der uns umgebenden Realität. Aber es ist gerade die Einfachheit, die einen oft beruhigt und auf den Boden der Tatsachen zurückbringt. Manchmal reicht es schon, wenn man den Fußboden spürt oder einen Gegenstand in die Hand nimmt und seine Beschaffenheit oder seinen Geruch wahrnimmt, oder wenn man sich auf einen Geschmack konzentriert. Das erscheint vielleicht banal, aber das ist es nicht. Denn unsere Gesellschaft hat komplett den Kontakt zur Realität verloren, sogar mit den einfachsten Dingen.

Aus diesem Grund ist es oft ein Spaziergang in der Natur, der uns beruhigt und uns runterbringt. So wie wenn man sich einer praktischen Tätigkeit widmet, einen Gegenstand herstellt oder ihn repariert. Aber auch Kontakt mit dem eigenen Atem herstellen, seinen Bewegungsablauf verfolgen, genau darauf achten, wo er stillsteht und wo er wieder anfängt. Versuchen wir, jedes Mal wenn wir in Sorge oder unruhig sind, zu schauen, ob sich unsere Gedanken in einem Strudel bewegen und durcheinander sind. Oft wird dies der Fall sein. Um uns zu beruhigen, versuchen wir, uns auf den Boden zu setzen oder zu legen, ihn mit den Händen anzufassen und zu spüren, dass uns etwas hält, dass wir verwurzelt sind mit der Erde und nicht irgendwo im Nichts verloren sind, in irgendeiner Realität, wie uns unser Geist manchmal glauben machen will. Die Gedanken müssen gut eingesetzt werden. Aber in allererster Linie müssen sie bereinigt werden.

Maila

Kommentare

  1. Angela Plaisant meint:

    Danke Maila. Das glaube ich auch. Oft wache ich mit einer Menge anstrengenden Gedanken im Kopf auf. Sie sind unerträglich und wollen mich nicht in Ruhe lassen. aber auf meinem weg zur Fähre (ich lebe auf einer kleinen Insel und arbeite in einem anderen Ort) kaum sehe ich den blauen Himmel, oft mit rotrosa Wolken bedeckt, kaum sehe ich den Sonnenaufgang am Meer, dann fühle ich mich besser. Ich bin wieder mit meiner Realität verbunden und das ist „ein wunderbares Moment“.

    • Liebe Angela,

      Ja mir passiert genauso. Jedes Mal, dass ich mich eingewurzelt fühle, fühle ich sofort eine Erleichterung. Es wäre als ob, die Gedanke mir immer herunter mitreißen würden, oder woanders. Ich fühle mich verloren, ich weiß es nicht einmal, womit ich beginnen soll. Mein Kopf ist mit „ ich muss das und das andare machen „ oder mit Ängsten vollgestopft. Die Konkretheit der Dinge erinnert mich dagegen, dass es alles einfacher ist als ich denke. Ich selbst mache alles einfach kompliziert. Manchmal reicht wirklich wenig aus, um uns besser zu fühlen, aber wir suchen nach der falschen Richtung. Wir sollten dieses Gefühl von Festigkeit irgendwie durch die Praktika mehr üben, damit es sich in uns einwurzeln kann.

      Vielen Dank für deinen Beitrag

      Maila